narzissinnen

1994

Narzissinen

Studio Heidelberger Stadttheater

Tanzstück von Catherine Guerin

HD Diese Woche aktuell

„NarzißInnen“ - ein virtuoses Tanzspiel im Studio

Einen amüsanten und spannenden Abend der modernen Tanzkunst bereitete Catherine Guerin im Studio mit ihrem Ballett „NarzißInnen“. Es war die erste größere Choreographie der jungen Assistentin von Liz King, der Leiterin des Heidelberger Balletts.
Ein guter, gekonnter Einstand! Auch insofern, als die Choreographin mutig genug war, ihre eigene „Handschrift“ zu präsentieren. Das Ganze nach einem Libretto, an dem auch der Stückeschreiber Eugen Ruge beteiligt war. Für die Trainingsleitung zeichnete Robertjohn Lange verantwortlich.
Ehe das Spiel beginnt, schaut man einer schwarz gewandeten Aktrice (Esther Balfe) bei einer Art von tänzerischen Lockerungsübungen zu. Zugleich hört man über Tonband eine Collage von zwei Stimmen. Auf beides könnte man verzichten. Ergiebiger wäre es, man sähe eine Weile, nur von Musik unterstützt, nichts als die fünf Spiegel im Bühnenrund. Es liegt auf der Hand, dass in einem Tanzspiel mit dem Titel „NarzißInnen“ diese Spiegel eine große Rolle spielen. In einem sieht sich übrigens das Publikum. Wie gesagt: Für die Dramaturgie des tänzerischen Ablaufs sind die Spiegel enorm wichtig. Denn es geht bei diesem Spiel um die Magie des Spiegelbildes und um den Wunsch, schön zu sein und es vom Spiegel bestätigt zu sehen. Und es wird nicht verwischt, dass es sich um eine Erkenntnis von Schönheit handelt, die nicht tief dringt, sondern an der Oberfläche bleibt. Aber der Mensch will, dass nicht nur Spiegel seine Körperlichkeit sehen, sondern er will auch von anderen Menschen angenommen und geliebt werden. Soweit zum „Sinn“ des Spiels.
Zum Besten der Choreographie gehört jedoch, dass der Betrachter nicht zu allzu ernster Reflektion genötigt wird. Vielmehr bleibt alles leicht und in der Schwebe. Der Hauptfigur (Esther Balfe) wird eine Dreiergruppe von Frauen hinzugefügt, die sich recht selbstgefällig gebärden. Ähnlich die Gruppe der dunkel gekleideten Herren, die sich ihrer Männlichkeit robust gewiss sind. Ein närrischer Clown und Einzelgänger ist Nicola Melita. Eine zierliche Asiatin (Mafumi Ishihara) macht sich über die bis dato gebotene Tanzkunst lustig. Andere parodistische Szenen folgen. Unter ihnen fällt die reizende Menuett-Persiflage auf, bei der sich die jungen Tänzer bestens vergnügen. Es folgt ein sprachliches Parlando und Lamento über die Wichtigkeit, sein Körpergewicht zu kontrollieren – überaus lustig und exakt gesprochen! (Texteinstudierung: Cornelius Golke).
Dass in dieser vergnüglichen Folge virtuoser tänzerischer Einfälle auch die Musik (von Bach, Händel, Joe Baiza u.a.) zum Teil als Mittel der Parodie verwendet wird, versteht sich.
Kurz und gut: Ein überaus geglückter Abend, ein Muss für Tanzfans! Es gab Szenenapplaus und am Schluss der Premiere viele, viele Blumen.

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