two to tango
Regina Baumgart und Catherine Guerin im Felina-Areal
Sich selbst erfinden statt Rollen spielen
Von Monika Lanzendörfer
Der Schlüssel zu diesem Stück heißt „Creation in action“. Diese Worte fallen während einer Sprechszene: Catherine Guerin teilt die Tanzfläche des Mannheimer Theaters Felina-Areal in zwei Hälften und behauptet:
Wo ich nicht bin, gähnt die Leere, herrscht Finsternis. Die Tänzerin und Choreografin erzählt noch Vieles mehr an diesem Abend. Sie plappert über die Liebe, gibt den unappetitlichen Inhalt des Films „Die Fliege“ von David Cronenberg wieder und ist zuständig fürs Röcheln oder Schmatzen.Ihre introvertierte Duo-Partnerin
Regina Baumgart lädt sich kräftezehrende Ausdauerübungen auf. Sie liegt bäuchlings mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Sitz eines Stuhls, und das Premierenpublikum wartet nun, wie lange Baumgart
diese Pose aushalten kann: Es wird eine halbe Ewigkeit. Über Sinn und Zweck solcher und ähnlicher Demonstrationen mag man streiten. Erfreulich ist: Die Zuschauer werden auf Schritt und Tritt angesprochen
und so ins Geschehen mit einbezogen. Die Tanzperformance „Two to Tango“ klebt einzelne Elemente scheinbar willkürlich aneinander. Eines haben sie jedoch gemeinsam. Schattenboxen und Umarmen, Zurückfallen in die Kindheit und Vorausblicken in skurrile Gebrechlichkeit sind Vorgänge, die beide Darstellerinnen frei, oft auch unabhängig voneinander steuern. Sie erfinden sich selbst, brauchen also keine
Rolle zu interpretieren. Ihre Aufführung setzt auf Überraschung, sie entsteht teils geplant, teils aus dem Bauch heraus. Anregungen aus dem Tango Ideensammlung, Selbstbespiegelung, Bewegungsstudien – das Heidelberger Duo mit dem trotzigen Namen „Still Moves“ (Es geht immer noch) saugt aus seinem „Tango“-Titel eine Fülle von Anregungen, die Kontrast-Paare bilden: Kampf und Versöhnung, Spannung und Entspannung, hölzerne Starre und torkelnde Albernheit. Sie bekommen lose musikalische Begleitung, halten
die Szenenfolgen zusammen und gewähren einen weiten Spielraum fürs Improvisieren. Die Besucher lassen sich gerne überraschen und danken mit donnerndem Beifall.