the birds club

2003

The Birds Club
Schauspielhauses für "Tanz, Graz" November 2003
Choreographie Catherine Guerin

Vogeltanz zerflattert im Nebel

Nach den Hunden lässt Catherine Guerin in Graz nun die Vögel tanzen.

Von Elisabeth Willgruber-Spitz

An der Wiener Volksoper erarbeitete die New Yorkerin Catherine Guerin (mit Liz King) "Schwanensee Remixed", in Graz setzte sie 2002 einen Meilenstein für den zeitgenössischen Tanz: Ihre tödlich erotische, am Kultfilm "Reservoir Dogs" orientierte Performance mit den männlichen Ensemblemitgliedern von "Tanz, Graz" löste solche Begeisterung aus, dass der Renner jetzt wieder aufgenommen wurde.

Auf der Probebühne des Schauspielhauses hat sie nun sehr frei nach Hitchcocks Thriller "The Birds Club" choreografiert. Eine Schar von neun Tänzerinnen fliegt über die Bühne, wird bis an den Rand der Erschöpfung getrieben, flattert zwischen Gefangenschaft und Wille nach Freiheit, lässt immer wieder Federn. Als Aufziehvögel, Pfauen am Laufsteg, gedrillte Piepmatze, kreischende Krähen oder geheimnisvolle Herrinnen der Lüfte wirbelt die Flugschau der Damenliga von "Tanz, Graz" Facetten der Weiblichkeit auf. Schrill, vom "Turtles"-Ohrwurm "Happy Together" angepeitscht, geben die Tänzerinnen ihr Äußerstes, bleiben jedoch in Guerins Identitätssuche in der Mauser stecken. Dem Vogeltanz fehlen - im Gegensatz zum hündischen Macho-Szenarium - Erzählfaden, Spannung, individuelle Ausstrahlungskraft. Die Frauen-Power, als "Femme Fatale" angekündigt, zerfleddert in nebligem Tamtam.

5.11.2003, Die Presse

schauspielhaus graz

Für frenetischen Jubel sorgte die Premiere von "The Birds Club" auf der Probebühne des Grazer Schauspielhauses. Inspiriert von Motiven aus Alfred Hitchcocks Filmklassiker "Die Vögel" begeisterte das Ensemble von "Tanz, Graz" durch Körperbeherrschung und eine klare Choreographie unter der sicheren Leitung von Catherine Guerin.
VON MICHAEL EISNER

Was sind die Motive von Alfred Hitchcocks Film? Die Vögel stehen vordergründig für unkontrollierbar auf den Menschen einstürzende Ängste, dahinter steht die Beschäftigung mit der Figur der "Femme fatale". Der starken, selbstbewussten, bewegten Frau, die vielen Männern Angst macht. Das Stück beginnt mit einer programmatischen Aufzählung von über sechzig Vogelarten und geht über in einen variantenreichen Tanz, wobei Young na Hyun als sich selbst einkochendes Hähnchen süß-sauer und als hungriges Nesthäkchen hervorsticht. Nach Halbzeit mutiert das Federvieh zu uniform grellgrün gekleideten Frauen, die fortan tanzend weibliche Identitätsmodelle erforschen. Hier glänzt Viktoria Gionina durch atemberaubende, fast schon artistische Solo-Einlagen.

Das minimalistische Bühnenbild besteht aus, von den Tänzerinnen gezielt eingesetzten Stellwänden und Sockeln, deren Platzierung völlig organisch im Tanz aufgeht. Auch der Soundtrack ist erwähnenswert. Anfänglich abstrakte elektronische Klangcollagen gehen gegen Ende in euphorische Popsongs über.

Die Ausstattung beschränkt sich auf Federn, die zuerst Gefieder sind und später als Symbole für Schmuck und den Verlust der Unschuld dienen. Der Zusammenhang mit dem Film ist zugegebenermaßen recht lose, doch wirkt die frei assoziierte Inszenierung Catherine Guerins in sich schlüssig. Neun Vögeln bis zum Happy-End bei ihren Tänzen zuzuschauen war noch nie so schön - das gelungene Stück wurde mit frenetischem Applaus goutiert.

21.10.2003, Kronenzeitung

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