d.o.g.s.

2022

D.O:G:S:

Schauspielhaus Graz

Ein Tanzstück von Catherine Guerin

Die Vulkantänze einer Urschrei-Forscherin
Kesse Killer balancieren in der Uraufführung von "D.O.G.S." am Vulkanrand der Moral und setzen Urinstinkte von Eros und Tod frei.
VON ELISABETH WILLGRUBER-SPITZ

Bei der choreographischen Umsetzung "D.O.G.S." - uraufgeführt im Grazer Schauspielhaus - liefern sich Lust und Moral innerliche Gefechte. Darf man (spätestens nach Erfurt) Gewalt ästhetisieren, ist es nicht schauerlich, wenn acht kesse Tanz-Mafiosi wie Söhne des Paten mit Atem beraubender Körpersprache das Publikum gefangen nehmen und bei Hits von "Hot Chocolate" rhythmisch mitfiebern lassen?

Guerin ist eine choreographische Urschrei-Forscherin, die archaische Instinkte mit nonverbaler Körperkraft und mittels filmischer Techniken des Standbilds und der Raffung freisetzt. Eros und Tod sind die Pole, die Verwirrung stiften und gleichsam magnetisch anziehen. Die schuftigen Dogs demonstrieren beim Agility-Training auf der Bühne perfekte Abrichtung und machen den Zuschauer zu dressierten Schoßhündchen. Da fließt nicht nur billiges Theaterblut, das mit lakonischem Witz aus dem Off als um 3,10 Euro pro 50 Milliliter erhältliches Utensil ausgepreist wird, das geht von der Halsschlagader mitten ins Nervenzentrum.

Knappe akrobatische Szenen konzentrieren sich auf die emotionale Sprache von Gestik und Ausdruck, die in perfekter Darbietung den Bauch über den Kopf siegen lässt. Der Mensch als Bindeglied zwischen Affen und Homo sapiens ist eben ein Raubtier.

19.05.2002, Kleine Zeitung, Volltext

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